Was ist Guagua Pichincha?

Guagua Pichincha – Der junge Feuerberg über Quito

Hoch über der ecuadorianischen Hauptstadt Quito erhebt sich der Guagua Pichincha, ein imposanter Stratovulkan, der nicht nur ein beeindruckendes Naturwunder, sondern auch ein Symbol für die Kraft der Erde ist. Sein Name stammt aus der indigenen Sprache Kichwa: Guagua bedeutet „Kind“ und Pichincha bezieht sich auf die gleichnamige Provinz. Der Name wird oft im Kontrast zum nahegelegenen Rucu Pichincha (rucu = „alt“) gesehen – gemeinsam formen sie das „alte“ und das „junge“ Gesicht des Vulkans.

Ein Vulkan mit Geschichte und Gegenwart

Der Guagua Pichincha ist ein aktiver Vulkan mit einer Höhe von etwa 4.776 Metern. Während sein „älterer Bruder“ Rucu Pichincha inaktiv ist und ein beliebtes Wanderziel darstellt, ist Guagua für seine regelmäßigen Eruptionen bekannt. Die bedeutendsten Ausbrüche in jüngerer Zeit fanden 1999 und 2000 statt, als Quito mit einer Ascheschicht bedeckt wurde.

Interessanterweise ist der Krater des Vulkans nicht nur ein rauchender Schlund, sondern auch ein Ort der Forschung: Vulkanologen überwachen seine Aktivität genau, da eine größere Eruption für Quito eine ernsthafte Bedrohung darstellen könnte.

Ein natürlicher Geschichtenerzähler

Der Guagua Pichincha ist nicht nur geologisch aktiv, sondern auch in den Legenden der Region lebendig. Einer alten Überlieferung nach war er einst ein ungestümer junger Krieger, der sich in die schöne Tungurahua verliebte – einen anderen Vulkan weiter südlich. Doch Cotopaxi, der mächtige weiße Riese, war ebenfalls in sie verliebt. In einem gewaltigen Kampf zwischen den Vulkanen soll Cotopaxi gewonnen haben, weshalb Guagua Pichincha immer noch aufbraust und Asche speit, während Tungurahua in regelmässigen Abständen weint.

Diese Erzählungen spiegeln die tiefe Verbindung der indigenen Kulturen mit der Natur wider. Sie erklären Naturphänomene auf poetische Weise und verleihen den Vulkanen eine menschliche Dimension – als Wesen mit Gefühlen, Wut und Leidenschaft.

Ein Vulkan voller Leben

Obwohl es sich um eine raue, oft neblige und windige Landschaft handelt, findet man in der Region eine überraschend reiche Flora und Fauna. Kondore, Kolibris und Füchse sind hier ebenso zu Hause wie die widerstandsfähigen Pflanzen der Paramo-Region, die mit extremen Wetterbedingungen zurechtkommen.

Der Guagua Pichincha ist mehr als nur ein rauchender Berg – er ist ein lebendiges Naturphänomen, das Quito seit Jahrhunderten prägt.